Archiv der Kategorie: Wirtschaft

Schwarzarbeit – Der Trick mit der Selbstständigkeit

Gerade auf dem Bau werden, trotz ständiger Hinweise und rechtlicher Folgen, immer wieder illegale Arbeiter eingestellt, die nicht angemeldet und damit auch nicht versichert und versteuert werden. Um dem einen Anstrich von Seriosität zu verleihen, sind viele Arbeitgeber jetzt dazu übergegangen, die polnischen Hilfskräfte als Selbständige in den Büchern zu führen. Da es keinen Mindestlohn für Selbständige gibt, lassen sich auf die Art die Sozialabgaben sparen, ohne wegen der Einstellung von Schwarzarbeitern belangt zu werden. Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Wie eine selbständige Tätigkeit auszusehen hat, ist im deutschen Recht genau definiert. Wer aber, wie immer auf einer Baustelle, weisungsgebunden ist, erfüllt die Vorgaben nicht und gilt als Scheinselbständig. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Schwarzarbeiter in Baufirmen gefunden, die glaubten, über einen schnell in Polen angemeldeten Gewerbeschein, hier als Bauarbeiter arbeiten zu können. Die deutsche Wirtschaftskammer und der Arbeitsmarktservice, haben auf diese neuen Versuche der Umgehung des Arbeitsrechts hingewiesen. Ab dem nächsten Jahr brauchen polnische Arbeiter aber ohnehin keine Tricks mehr, um hier arbeiten zu können – allerdings sind sie dann auch sozialversicherungspflichtig.

 

Im Trend: Auszubildende aus Polen

Ein sehr heikles Thema, aber dennoch sind die ausländischen Schulabgänger für viele deutsche Firmen unverzichtbar. Immer mehr deutsche Firmen suchen im Ausland ihre neuen Auszubildenden. Bereits im September 2011 sollen neue Auszubildende aus Polen in verschiedenen Firmen aufgenommen werden. Eine erste Kontaktaufnahme soll am 29. September im ehemaligen Schloss der pommerschen Herzöge zu Stettin erfolgen. An dieser werden Firmen wie Heidelberger Druck, die Zeitarbeitsfirma Adecco und die Sparkasse Vorpommern, dazu Restaurants und Hotels aus dem Nordosten Deutschlands teilnehmen. Die Lehrlingssuche in den osteuropäischen Ländern findet zwar noch im Rahmen kleiner lokaler Projekte statt, diese aber sind Vorboten einer Entwicklung, die ganz Deutschland erfassen könnte. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), sieht Chancen für ostdeutsche Unternehmen. „Die Arbeitnehmerfreizügigkeit für die neuen EU-Mitgliedsländer bietet ab Mai 2011 neue Möglichkeiten für die Betriebe, passende Bewerber auch im Ausland zu finden“, sagt er. Und Alexander Legowski vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) sagt: „Spätestens nächstes Jahr könnte es dazu kommen, dass Lehrlinge auch im Ausland angeworben werden.“ Doch nicht nur in Deutschland, sondern auch in Osteuropa gibt es ein Fachkräfteproblem, was die Lage noch schwieriger macht. Beide Länder sind nicht gerade dafür, dass Deutschland im großen Stil den Fachkräftenachwuchs in Polen abwirbt. Doch beide Länder haben sich auf eine Probephase geeinigt. Vom Mai nächsten Jahres an gilt auch für Länder wie Polen und Tschechien die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit. Dies bedeutet: Polen können uneingeschränkt in Deutschland Arbeits- und Ausbildungsplätze suchen. Aus Angst vor Billigarbeitern hat Deutschland nach dem EU-Beitritt Polens 2004 auf eine Abschottung des Arbeitsmarktes gedrungen. Die Stadt Cottbus, nahe der Grenze gelegen, geht mit einem sehr guten Beispiel für ausländische Auszubildende voran. Die Handwerkskammer will Zuwanderern eine Ausbildungsplatzgarantie bieten. Voraussetzung dafür ist, dass die Jugendlichen einen Kurs in deutscher Sprache und Kultur absolvieren. Laut Legowski wird es auch keine großen Werbeaktionen geben: „Wir wollen ja die gute Nachbarschaft erhalten.“

Doch wer denkt an die vielen deutschen Schulabgänger. Es ist zwar rund jeder vierte deutsche Schulabgänger für eine Ausbildungsstelle völlig ungeeignet, doch es gibt auch unter den Jugendlichen zuviele Arbeitslose. Diese Jugendlichen, vor allem Migranten, sollen mehr umsorgt werden. Das habe Priorität, selbst wenn man davon ausginge, dass „einige Tausend junge Menschen“ aus dem Ausland irgendwann einmal in deutschen Betrieben lernen, sagte Dercks. Dies sollte auch von vielen Firmen gefördert werden, um nicht ins Rampenlicht zu gelangen, weil sie es gar nicht erst versuchen, sondern gleich im Ausland geeignete Azubis suchen.

 

Polen fordert Änderung der Schuldenregel

Neun Osteuropäische Staaten der EU fordern jetzt, die strengen Schuldenregeln der EU zu lockern. So sollen beispielsweise staatliche Zuschüsse für die private Rentenversicherung wieder angerechnet werden dürfen. Vor allem Polen und Ungarn machen sich für diese Änderung der EU-Regeln stark. In einem offiziellen Schreiben an die EU-Kommission, fordern dies die Finanzminister von Polen und Ungarn, aber auch Schweden, Bulgarien, Litauen, Lettland, Rumänien und die Slowakei unterzeichneten den Änderungswunsch. Vor allem die hier genannten Osteuropäischen Länder haben erst kürzlich die staatliche Unterstützung privater Altersvorsorge eingeführt, was ihre Staatsschuldenquote enorm in die Höhe treibt. Damit verstoßen sie ungewollt gegen den europäischen Stabilitätspakt. Verhindert werden kann dies aber nur, wenn die Übergangsregelung, die bisher vorsah Einzahlungen für das Rentensystem in die Berechnung der Schulden nicht mit aufzunehmen, über einen längeren Zeitraum ihre Gültigkeit behält. Länder wie Polen und Ungarn empfinden es vor allem deshalb als ungerecht jetzt für ihre Schwierigkeiten den Stabilitätspakt einzuhalten bestraft zu werden, weil ihnen die Einführung eines privaten Rentensystems von der Europäischen Union aufgezwungen worden war. Da Polen und Ungarn in den nächsten Jahren in Folge die Präsidentschaft der EU innehaben werden, haben sie gute Chancen, ihre Forderung auch durchzusetzen.

 

Steht Polen vor Steuererhöhungen?

14 internationale Unternehmen, die in Polen größere Investitionen planen, müssen jetzt um ihre bisherigen Vereinbarungen fürchten. Die polnische Regierung sieht sich aufgrund notwendiger Sparmaßnahmen gezwungen, viele der geplanten Subventionen nochmals zu prüfen. Um 150 Millionen Staatshilfe geht es dabei, die wegen der angespannten Haushaltslage eingespart werden sollen. Schwierig ist dabei, dass die Regierung ein Gleichgewicht finden muss, zwischen unnötiger Verschwendung und der notwendigen Erhöhung der Attraktivität des Standortes Polen, die wie in jedem Land, nicht zuletzt von der staatlichen Unterstützung der Unternehmen abhängt. Michal Boni, Berater von Donald Tusk, hat jetzt das Tabu einer möglichen Steuererhöhung gebrochen. Er verlangt, dass über einen Ausgleich der Steuerausfälle durch eine Erhöhung einiger Steuern, oder einer Anhebung des Rentenversicherungsbeitrages beraten wird. Auch andere Ökonomen des Landes, halten dies für eine unumgängliche Maßnahme.

 

Polen kaufen in Deutschland

Von Polen nach Frankfurt ist es nur ein Katzensprung. Immer öfter wird inzwischen auch von Polen die Chance genutzt, für einen kurzen Einkaufsbummel nach Deutschland zu fahren. Vor allem Bekleidung und Lebensmittel, werden hier gern gekauft. Bei einer Befragung der polnischen Kunden gaben die meisten von ihnen an, dass besonders die Qualität vieler Waren, aber teilweise auch der Preis ihr Einkaufsverhalten beeinflusst. Auch die Verkaufsberatung schätzen die Meisten recht gut ein. Eine Lücke in der Dienstleistung ist allerdings, dass sich bisher kaum Geschäfte auf den Kundenzustrom aus Polen eingestellt hat. Dabei wäre es ein Leichtes, durch die Anstellung deutsch-polnischer Mitarbeiter, die Kommunikation mit den Kunden und dadurch auch die Verkaufszahlen, erheblich zu verbessern. Vor allem für Fachgeschäfte empfiehlt, die aus der Befragung hervor gehende Studie, sich auch sprachlich besser an die Kunden aus dem Nachbarland anzupassen.