Archiv der Kategorie: Kirche

Überraschende Rehabilitierung des „Skandal-Bischofs“

„Auch wir bitten Gott und die betroffenen Menschen inständig um Vergebung und versprechen zugleich, dass wir alles tun wollen, um solchen Missbrauch nicht wieder vorkommen zu lassen“

Gerade eine Woche ist es her, dass sich der Papst mit diesen Worten, bei der Messe vor 15.000 Priestern auf dem Petersplatz, für den Missbrauch an Kindern durch Priester der katholischen Kirche entschuldigt hat. Die schwerwiegenden Vorwürfe gegen die Mitarbeiter kirchlicher Einrichtungen, haben dem Ansehen der katholischen Kirche weltweit großen Schaden zugefügt. Umso entsetzter wurde heute die Nachricht aufgenommen, dass der Vatikan den ehemaligen polnischen Bischof Juliusz Paetz begnadigte – ohne Angabe der Gründe. Juliusz Paetz musste 2002 zurücktreten, da sich die Vorwürfe wegen sexueller Belästigung, die Studenten eines Priesterseminars in Posen gegen ihn erhoben hatten, bestätigten. Er war damals, unter Verlust aller Ämter, suspendiert worden. Durch die jetzt erfolgte Rehabilitierung, darf der inzwischen 75-jährige unter anderem auch wieder Priester weihen und die Sakramente spenden. Für die Menschen in Polen ist das ein Skandal. Der Posener Erzbischof Stanislaw Gadecki protestierte gegen diese Entscheidung und soll nach Angaben der „Gazeta Wyborcza“, sogar seinen Rücktritt eingereicht haben. Publizist Tomasz Terlikowski ist fassungslos: „…..Denn einerseits fallen im Vatikan Worte der Entschuldigung, gleichzeitig aber verabschieden hochrangige Mitarbeiter der Kurie solche Dekrete. Wenn jemand den Papst kompromittieren wollte, dann ist es ihm leider zu einem gewissen Grad gelungen.“ Warum der Vatikan sich für dieses Vorgehen entschieden hat, bleibt unverständlich.

 

Die Seligsprechung des Jerzy Popieluszko

Am Sonntag hat die katholische Kirche in Warschau, den polnischen Priester Jerzy Popieluszko selig gesprochen. Jerzy Popieluszko war als „Solidarnosc-Priester“ bekannt geworden, der 1984 von der polnischen Geheimpolizei ermordet wurde. Der junge Priester hatte die Arbeiter der berühmten Warschauer Stahlhütte, nach der Gründung der Gewerkschaft Solidarnosc betreut und sich nach der Ausrufung des Kriegsrechtes durch die sozialistische Staatsmacht, für die verfolgten Regimkritiker engagiert. In seinen Messen kritisierte er den sozialistischen Staat und forderte mehr Freiheit für die Menschen Polens. Dadurch wurde er eine der Symbolfiguren des Widerstandes, gegen das damalige polnische Regime. Am 19. Oktober 1984 wurde der damals 37-Jährige, von einer Sondereinheit des polnischen Geheimdienstes entführt und ermordet.

Jetzt, sechsundzwanzig Jahre später, wurde er während eines festlichen Gottesdienstes post mortem für seine Verdienste geehrt. Der Erzbischof Angelo Amato verlas die Urkunde des Papstes, in der Popieluszko als ein „Märtyrer, der das Böse mit dem Guten“ besiegt hatte, bezeichnet wird. Über 100 000 Menschen, darunter auch die Mutter Popieluszkos, nahmen an der Seligsprechung teil.

 

Neuer Primas für Polens katholische Kirche

Papst Benedikt XVI. ernennt als Nachfolge für Erzbischof Henryk Muszynski (77), an dessen altersbedingten Rücktritt der Papst denkt, den bisherigen Vatikan-Botschafter in Polen, Erzbischof Jozef Kowalczyk (71), zum neuen Erzbischof von Gniezno (Gnesen) und zum Primas. Ein Termin zur Amtseinführung bleibt jedoch noch offen. Diese wird nach Ansicht des Pressesprechers der Bischofskonferenz, allerdings erst im September erwartet, nachdem Polen erst einen neuen Präsidenten am 20. Juni wählen muss. Nachdem der Nuntius (Vatikan-Botschafter) dem Papst drei Vorschläge für die Ernennung zum Primas gibt, gab es böse Zungen, die meinten Kowalczyk habe sich selbst als Erzbischof vorgeschlagen. Jedoch ist dies sehr fraglich, da Kowalczyk nach einer Meldung von einer polnischen Tageszeitung im März gar nicht Primas werden wollte und die Wahl ganz alleine beim Papst liegt und er keinen Vorschlag annehmen muss. In polnischen Kirchenkreisen und Medien galt er bereits seit Monaten als Favorit, deshalb ist seine Ernennung keine Ãœberraschung mehr. Der stellvertretende Episkopats-Vorsitzende, Erzbischof Stanislaw Gadecki von Poznan (Posen), kommentierte die Personalentscheidung so: „Als langjähriger Nuntius kennt er die Kirche in Polen besser als jeder andere Bischof„.

Welche kirchliche Laufbahn hat Kowalczyk, dass man ihm diesen ehrenhaften Posten anvertraut:

  • 1978 bis August 1989 leitete er im Vatikan die Polen-Abteilung im Staatsekretariat
  • Er baute die verwaiste Vatikanbotschaft während des Kommunismu in Warschau wieder auf.
  • Er handelte für den Heiligen Stuhl das 1993 geschlossene polnische Konkordat aus
  • Als Nuntius rügte Kowalczyk 2006 scharf den nationalkonservativen Kirchensender „Radio Maryja“, weil dieser die Autonomie der politischen Sphäre missachtet habe.Er forderte im Auftrag von Benedikt XVI. die polnische Provinz des Redemptoristenordens auf, den ihr unterstehenden Sender besser zu kontrollieren.
  • Zugleich wirkte er als Nuntius an der Berufung aller Bischöfe für das Land mit. Hierbei geriet er einmal auch stark in die Kritik, weil im Januar 2007 der ernannte Warschauer Erzbischof Stanislaw Wielgus am Vortag seiner Einführung wegen Geheimdienstkontakten zurücktreten musste. (Auch gegen Kowalczyk gab es Anschuldigungen er habe für den Geheimdienst gearbeitet, diese wiesen sich allerding als falsch heraus.)

Der einstige Sekretär von Papst Johannes Paul II, Kardinal Stanislaw Dziwisz reagierte wohl nach der Ernennung von Kowalczyk am positivsten und lobte: „Der neue polnische Primas ist ein Mann mit viel Erfahrung, Enthusiasmus und Mut„. Auch wenn seine Hauptaufgabe in der Arbeit der westpolnischen Erzdiözese liegt, steht er dennoch für die Einheit der Kirche da.