Janusz Palikot ist kein Unbekannter in Polen. Der studierte Philosoph und Politiker der rechtsliberalen Bürgerplattform, ist aufgrund seiner zahlreichen und fundierten Provokationen ein gern gesehener Gast in Talkshows. Doch mit seiner Partei, die sich in der bürgerlichen Mitte als Vermittler betrachtet, hat er immer weniger gemeinsam. Besonders die fehlende Klarheit einer Abgrenzung zu katholischen Fundamentalisten führte in der Vergangenheit immer wieder zu parteiinternen Reibereien. Jetzt hat Palikot die Niederlegung seines Parlamentsmandats für Anfang Dezember angekündigt. Statt sich jedoch ins Privatleben zurück zu ziehen, entschied er, eine eigene Partei zu gründen. „Modernes Polen“ soll die Partei heißen, die er mit Hilfe des zusammengetrommelten Unterstützungskomitees aus bisher 3000 Anhängern gründen will. Die Partei will sich einsetzen für eine Liberalisierung des Abtreibungsrechts, rechtliche Gleichstellung homosexueller Paare und vor allem eine klare Trennung von Kirche und Staat. Ein „Ende des katholischen Imperialismus in Polen“ forderte der 45-Jährige zur Feier der Gründung des Komitees im Warschauer Kulturpalast. Bereits bei den Parlamentswahlen im nächsten Jahr wollen sie als erste antiklerikale Partei antreten.
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Warschauer Börse steht zum Verkauf
Die polnische Regierung hat entschieden, insgesamt 63,8 Prozent der Warschauer Börse zu privatisieren. Da nach Angaben des Schatzministeriums die Börse einen Wert von 380 bis 507 (2 Mrd. Zloty) Millionen Euro hat, hoffen sie dadurch mindestens 1 Milliarde Zloty einnehmen zu können. An der Stimmmehrheit des Staates soll allerdings nicht gerüttelt werden. Dafür wird die Satzung der Börse verändert. Alle staatlichen Aktien erhalten demnach ein doppeltes Stimmrecht, während alle anderen Anleger, unabhängig von der Größe ihres Aktienanteils nie mehr als 10 Prozent der Stimmen halten können. Geplant ist der Börsengang für den neunten November. Allerdings hat Warschau bereits im vergangenen Jahr erfolglos versucht, die Börse zu verkaufen. Einziger Interessent war die Wiener Börse, die jedoch von der polnischen Regierung abgelehnt wurde. Der Verkauf der polnischen Börse ist Teil der größten Privatisierung von Staatseigentum, die es in Polen jemals gegeben hat. Dadurch hofft die amtierende Regierung, genügend Geld für eine Sanierung des Staatshaushaltes zu erzielen.
Dr. Friedrich Leidinger mit Kavalierskreuz ausgezeichnet
Der Hürther Arzt Dr. Friedrich Leidinger, wurde jetzt mit der polnischen Auszeichnung, dem „Kavalierskreuz“ geehrt. Er organisierte im Jahr 1987 die erste große Reise von deutschen Psychiatern nach Polen. Daraufhin folgte ein regelmäßiger Austausch zwischen den psychiatrischen Einrichtungen Polens und Deutschlands, aus dem bisher über siebzig Partnerschaften hervorgegangen sind. Beim diesjährigen, in Paderborn stattfindenden, Symposium der Deutsch-Polnischen Gesellschaft für seelische Gesundheit, wurde er für sein großes Engagement ausgezeichnet. Jolanta Roza Kozlowska überreichte ihm, in ihrer Eigenschaft als Generalkonsulin der polnischen Botschaft in Deutschland, den begehrten Orden. Leidingers Interesse an einer besseren Zusammenarbeit zwischen den beiden Nachbarländern begann schon in seiner Studentenzeit, als er sich für die Aufklärung von Nazi-Verbrechen an psychisch kranken Menschen einsetzte. Seit 1975 ist er Mitglied der Deutsch-Polnischen Gesellschaft und arbeitet inzwischen aktiv im Vorstand an der weiteren Verbesserung der Kommunikation zwischen Polen und Deutschland mit. Das Kavalierskreuz entspricht dem deutschen Bundesverdienstkreuz und wird nur sehr selten an Menschen verliehen, um sich für besondere Verdienste um Polen zu bedanken.
Pleitewelle bei polnischen Reiseveranstaltern
Eine wahre Pleitewelle hat in den vergangenen 2 Jahren etliche polnische Reiseveranstalter und damit auch ihre Kunden getroffen. Am gestrigen Mittwoch musste auch eines der ersten und bekanntesten Reiseunternehmen Polens, Orbis Travel, Konkurs anmelden. Schon seit Beginn dieses Jahres hatte die Firma viele Reisen zum Selbstkostenpreis verramscht, da sie mit ihrer, aus einem ehemals sozialistisch geführten Unternehmen hervorgegangener Firma und deren Management, nicht gegen die großen Konkurrenten wie TUI und Neckermann-Reisen bestehen konnten. Orbis SA, die Muttergesellschaft von Orbis Travel, hat kurzfristig entschieden, keine Zahlungen zur Rettung der Tochterfirma zu leisten. Laut Aussage der Geschäftsleitung hoffen sie; „dass das Vermögen der Gesellschaft, hauptsächlich Grundbesitz, ausreicht alle Gläubiger zu befriedigen“. Den Aktionären von Orbis Travel machen sie allerdings keine Hoffnung auf eine Zahlung. Ãœber Tausend Kunden des Unternehmens sitzen derzeit im Ausland fest und wissen nicht, wie sie wieder nach Hause kommen sollen. Wie ihnen geholfen werden kann, ist noch nicht klar.
Erzbischof fordert mehr Glaubwürdigkeit der Kirche
Das Bild das Deutsche sich von den Menschen in Polen machen ist eng verbunden mit dem polnischen Katholizismus. Vor allem durch die Wahl des Krakauers Karol Wojtyla zum Papst im Jahre 1978, wurden die Menschen in Polen hauptsächlich in Verbindung mit der katholischen Kirche in den Medien gezeigt. Offiziell sind auch noch immer 90 Prozent der Bevölkerung katholisch, dass bedeutet allerdings nur; sie wurden getauft. Im täglichen Leben spielt die Kirche eine schwindende Rolle. Die Beschneidung ihres Einflusses wird inzwischen von der Mehrheit als notwendig empfunden. Das bekommen auch die Mitarbeiter der Kirche zu spüren. Wollen sie ihre Mitglieder halten, müssen sie beginnen diese ernst zu nehmen. Seit zwei Monaten ist jetzt Erzbischof Celestino Migliore neuer Botschafter des Vatikan in Polen. In seiner Rede vor der Versammlung aller polnischen Bischöfe in der Warschauer Kathedrale wies er darauf hin, dass er von den Priestern Polens erwarte, das sie vor allem Glaubwürdig sind. Die Kirche in Polen brauche vor allem Pfarrer und Ordensleute, die mit den Schwierigkeiten des Lebens vertraut und in der Lage sind, sie zu verstehen. Doch das wird schwierig. Immer mehr, vor allem junge Leute, treten offiziell aus der katholischen Kirche aus. Das Interesse an Kirche und Religion schwindet. Daran wird auch die geforderte Verbesserung der Glaubwürdigkeit kirchlicher Vertreter nichts ändern.