Papst Benedikt XVI. ernennt als Nachfolge für Erzbischof Henryk Muszynski (77), an dessen altersbedingten Rücktritt der Papst denkt, den bisherigen Vatikan-Botschafter in Polen, Erzbischof Jozef Kowalczyk (71), zum neuen Erzbischof von Gniezno (Gnesen) und zum Primas. Ein Termin zur Amtseinführung bleibt jedoch noch offen. Diese wird nach Ansicht des Pressesprechers der Bischofskonferenz, allerdings erst im September erwartet, nachdem Polen erst einen neuen Präsidenten am 20. Juni wählen muss. Nachdem der Nuntius (Vatikan-Botschafter) dem Papst drei Vorschläge für die Ernennung zum Primas gibt, gab es böse Zungen, die meinten Kowalczyk habe sich selbst als Erzbischof vorgeschlagen. Jedoch ist dies sehr fraglich, da Kowalczyk nach einer Meldung von einer polnischen Tageszeitung im März gar nicht Primas werden wollte und die Wahl ganz alleine beim Papst liegt und er keinen Vorschlag annehmen muss. In polnischen Kirchenkreisen und Medien galt er bereits seit Monaten als Favorit, deshalb ist seine Ernennung keine Ãœberraschung mehr. Der stellvertretende Episkopats-Vorsitzende, Erzbischof Stanislaw Gadecki von Poznan (Posen), kommentierte die Personalentscheidung so: „Als langjähriger Nuntius kennt er die Kirche in Polen besser als jeder andere Bischof„.
Welche kirchliche Laufbahn hat Kowalczyk, dass man ihm diesen ehrenhaften Posten anvertraut:
- 1978 bis August 1989 leitete er im Vatikan die Polen-Abteilung im Staatsekretariat
- Er baute die verwaiste Vatikanbotschaft während des Kommunismu in Warschau wieder auf.
- Er handelte für den Heiligen Stuhl das 1993 geschlossene polnische Konkordat aus
- Als Nuntius rügte Kowalczyk 2006 scharf den nationalkonservativen Kirchensender „Radio Maryja“, weil dieser die Autonomie der politischen Sphäre missachtet habe.Er forderte im Auftrag von Benedikt XVI. die polnische Provinz des Redemptoristenordens auf, den ihr unterstehenden Sender besser zu kontrollieren.
- Zugleich wirkte er als Nuntius an der Berufung aller Bischöfe für das Land mit. Hierbei geriet er einmal auch stark in die Kritik, weil im Januar 2007 der ernannte Warschauer Erzbischof Stanislaw Wielgus am Vortag seiner Einführung wegen Geheimdienstkontakten zurücktreten musste. (Auch gegen Kowalczyk gab es Anschuldigungen er habe für den Geheimdienst gearbeitet, diese wiesen sich allerding als falsch heraus.)
Der einstige Sekretär von Papst Johannes Paul II, Kardinal Stanislaw Dziwisz reagierte wohl nach der Ernennung von Kowalczyk am positivsten und lobte: „Der neue polnische Primas ist ein Mann mit viel Erfahrung, Enthusiasmus und Mut„. Auch wenn seine Hauptaufgabe in der Arbeit der westpolnischen Erzdiözese liegt, steht er dennoch für die Einheit der Kirche da.